Für seine kleine Schwester war das gemeinsame Spielen mit Dorian oft schwierig. Dies war mit ein Grund, warum seine Eltern eine geeignete Kita suchten: Um etwas Normalität in den Spielalltag der Geschwister zu bringen. Mehrere Kitas lehnten es ab, Dorian zu betreuen. Zwar wird in Zürich ein Teil der Mehrkosten durch Subventionen gedeckt, dennoch müssen Kitas, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen betreuen, ihre Betriebsstrukturen und die Ausstattung anpassen. Auch das nötige Fachwissen in der Betreuung sicherzustellen, kann die Möglichkeiten einer Kita übersteigen.
Über Google kam Dorians Mutter auf GFZ und war sofort vom Leitsatz „Worauf Familien zählen“ berührt. Zu ihrem ersten Besuch in der Kita 12 sagt sie: „Ich merkte gleich, dass das Betreuungspersonal bei GFZ anders ist. Die Betreuerinnen gingen offen und neutral auf Dorian zu und redeten normal mit ihm. Er spürte das sofort.“
GFZ legt grossen Wert auf Inklusion: Ziel ist es, dass alle Kinder mit ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten gemeinsam in einer Gruppe sein können. Die Kita-Leiterin Sandra Merz war bei der Eingewöhnung nicht sicher, ob GFZ das notwendige Umfeld bereitstellen kann, damit eine längerfristige Betreuung möglich wäre. Sie betont: „Die Geschichte von Dorian verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich Kinder mit besonderen Bedürfnissen und ihre Eltern stellen müssen.“ Zum Glück machte Dorian beim ersten Besuch kein Geheimnis aus seinen Superkräften: „Von Anfang an war mir klar, seine Neugierde ist eine enorme Ressource“, erinnert sich Sandra. Das war eine gute Basis, um mit der Familie nach einer geeigneten Lösung für die Betreuung zu suchen.
Das richtige Umfeld
Kinder lernen leicht, es liegt in ihrer Natur! Wir brauchen ihnen nicht das Lernen beibringen, jedoch können wir das richtige Umfeld schaffen, damit sie ihren eigenen Entwicklungsimpulsen folgen können. So passte die Kita-Gruppe verschiedene Aspekte an, beispielsweise das Mobiliar und die Spielangebote, um Dorian Rückzugsmöglichkeiten zu bieten und die Interaktion mit anderen Kindern zu fördern. Auch zeigten die Abklärungen von GFZ, dass Dorian auf eine Eins-zu-eins-Betreuung angewiesen ist. So wurde eine zusätzliche Betreuungsperson rekrutiert. Mehrere Interviews waren erfolglos. Doch Aufgeben lag zu diesem Zeitpunkt nicht drin, auch wenn jede neue Kandidatin für die Kita-Leiterin und die Mutter von Dorian eine emotionale Achterbahn bedeuteten. Dann kam Ramona, und es passte einfach. Ganz wesentlich tragen auch die anderen Kinder zum idealen Lernumfeld bei. Sie ermöglichen Inklusion ganz natürlich, durch ihre Offenheit, Kreativität und ihren Spieltrieb. Dass für Dorian spezielle Regeln gelten, ist für sie kein Problem.
Für Dorian startete mit diesem neuen Umfeld ein neues Kapitel im Leben. Nicht jedes Kind hat die Aussicht auf einen geeigneten Betreuungsplatz. Unter anderem ist die dauerhafte Finanzierung auch in Zürich ein Problem. Inklusion ist eine Haltung und etwas, das über Jahre in den Strukturen der Organisation aufgebaut, gepflegt und den aktuellen Bedürfnissen von Familien und Kindern angepasst werden muss. GFZ setzt sich in der Praxis für Inklusion ein und beteiligt sich über die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Heilpädagogik (HfH) an verschiedenen Forschungsprojekten zu diesem Thema. Als erfahrener Stakeholder im Bereich Kinderbetreuung zeigen wir auf, wie alle Kinder von Inklusion profitieren. Das ist nur möglich dank Menschen und Institutionen, welche diese Arbeit finanziell unterstützen.
Dorian lernt, Teil der Gruppe zu sein
Als Dorian nach dem ersten Kita-Tag nach Hause kam, passierte Erstaunliches: Zum ersten Mal ging er ganz alleine aufs WC! Doch das war erst der Anfang. Im neuen Lernumfeld konnten Dorians Superkräfte – seine Neugier und Experimentierfreude – und seine eigenen Entwicklungsantriebe voll entfaltet werden. In wenigen Monaten hat er gelernt, Teil einer Gruppe zu sein und sich friedlich zurückzuziehen, wo nötig. Bei seinem Verhalten waren enorme Fortschritte zu beobachten: Er nimmt die anderen Kinder wahr und sucht den Augenkontakt. In der Interaktion mit anderen gibt er klare Signale. Das war vorher nicht vorstellbar. „Er ist Teil der Gruppe und kann mit anderen Kindern lachen und spielen!“ freut sich Dorians Mutter. Und wenn ihm das lebendige Treiben in der Kita zu viel wird, hat er gute Wege gefunden, um sich zurückzuziehen. Mit dieser Entwicklung schafft sich Dorian eine völlig neue Perspektive für die Zukunft!
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